„Die können gerne ohne mich jedes Spiel gewinnen!“

Interview mit Luca de Boer – Zimmer für Reha in Lemgo noch gesucht

05.11.2023

Seit 2010 spielt Luca de Boer, der 1992 geboren und in Schüttorf aufgewachsen ist, schon bei der HSG Nordhorn-Lingen. Schon ein Jahr später war der athletische und durchsetzungsstarke Kreisläufer und Innenblocker in der 1. Mannschaft gesetzt. Seitdem war er von schweren Verletzungen verschont geblieben. Nun hat es ihn zwar an der rechten Schulter „erwischt", doch alle HSG-Fans dürfen zuversichtlich sein, dass er schon bald wieder das rote Trikot mit der Nr. 19 überstreifen wird. Lest das folgende Interview zum Stand der Dinge:

Hi Luca, erste Frage: Wie geht's?

„Gut, auf jeden Fall besser als gedacht. Ich habe im Alltag wenige Schmerzen, eigentlich nur bei bestimmten Bewegungen, wie z. B. beim Schuhe-Zubinden. Meine Armschlinge kann ich zwischendurch auch mal abmachen und zum Glück auch gut schlafen."

Hilf uns nochmal, was hast du genau für eine Verletzung?

„Dr. Domnick bezeichnet es als ‚Werferschulter', das ist eine recht typische Verletzung bei Handballern. Ich hatte schon seit zehn Jahren häufig Schulterprobleme, doch nie einmal richtig pausiert. Dabei merkte ich, dass ich an Wurfkraft eingebüßt hatte. In der Saisonvorbereitung fing die Schulter an, heftiger wehzutun, doch ich schleppte mich noch durch – nach dem Motto: Wird schon wieder, denn so war es ja vorher auch gewesen."

Doch das wurde es nicht ...

„Nein, leider. Es wurde erst ein MRT gemacht und dann habe ich noch zwei Experten für Schulterverletzungen um ihre Meinung gebeten. Irgendwann war klar, dass eine Operation nötig war. Es ging darum, dass meine Bizepssehne, die in einer Art Rinne geführt wird, nicht mehr richtig gehalten wurde. Das wäre immer schlimmer geworden und hätte auch noch andere Strukturen in der Schulter angegriffen. So wurde die Sehne in der OP durchtrennt und anschließend wieder am Oberarmknochen fixiert. Den Arzt – Dr. Schliemann in Münster – hatte auch unser Dr. Domnick empfohlen und es ist alles gut verlaufen (Anmerkung: zur Illustration schickt uns Luca sogar ein Foto von seiner Bizepssehne, das während der Operation am 16. Oktober aufgenommen wurde)."

Was meinst du, kommst du in dieser Saison nochmal zurück?

„Safe! Inzwischen sind die Fäden gezogen und ich soll die Schulter auch noch weitere vier Wochen schonen, was ganz schön komisch und ungewohnt ist. Im Dezember fängt dann die Reha in Lemgo an, wo zuletzt auch Lucas Firnhaber war und gerade auch z. B. der Magdeburger Gisli Kristjansson ist. Dort werde ich dann bis Februar auch drei bis vier Tage in der Woche wohnen. Leider hat's mit der Unterbringung für mich noch nicht geklappt, auch die WG-Zimmer, mit denen der TBV sonst hilft, sind für die Zeit schon besetzt."

Für dein Studium ist die Verletzung sicher auch nicht zuträglich. Dabei brauchst du ja gar nicht mehr lange, oder?

„Das stimmt, ich mache meinen Master für das Lehramt in Sport und Deutsch, doch in diesem Semester werde ich nicht vorankommen können."

Wie verfolgst du die Spiele deiner Mannschaft, die ohne dich ja zuletzt dreimal in Folge gewonnen hat?

„Die können gerne ohne mich jedes Spiel gewinnen! Und natürlich habe ich alle Partien gesehen. Die beiden Auswärtsspiele habe ich im Livestream geschaut – das geht noch, weil ich ja ein bisschen entfernt bin. In der Halle beim Spiel gegen Lübeck-Schwartau war es dagegen sehr komisch, auf der Tribüne hatte ich lange nicht gesessen."

Wo siehst du die HSG gerade?

„Zuletzt waren wir in unserer Form ein bisschen zu sprunghaft, nach einem guten kam wieder ein schlechtes Spiel, dann wieder ein gutes – wir hatten keine Konstanz. Doch die vergangenen drei Siege waren ein klarer Fingerzeig nach oben – gerade der letzte Sieg, als außer mir ja noch mehr Spieler fehlten. Manchmal schweißt so etwas eine Mannschaft ja noch mehr zusammen und kann sie beflügeln. Übrigens: In dem Zusammenhang will ich gern mal Nebo loben, der öfter mal kritisiert worden ist (Anmerkung: gemeint ist Nebosja Simovic). Wir haben mit ihm und Georg Pöhle ja nur zwei ‚gelernte' Innenblockspieler, und die beiden machen das sehr, sehr stark – und zudem fast ohne Zeitstrafen."

Letzte Frage: Findest du auch irgendetwas „Positives" an deiner Verletzung?

„Ich bin gerade viel bei meiner Freundin in Oldenburg. Natürlich genieße ich es, mit ihr mehr Zeit zu verbringen, auch mal Freunde zu treffen und einen Kaffee zu trinken. Sonst hast du als Handballer oft nur alle zwei Wochen mal einen Tag frei. Doch auf jeden Fall ist es auch seltsam, nicht jeden Tag zum Sport gehen zu müssen. Deshalb fange ich – neben einer passiven Physiotherapie – jetzt auch schon an, meine Beine zu trainieren. Und bald beginnt dann ja die Reha."

Lieber Luca, vielen Dank für das Gespräch, gute Besserung und bis schon bald!