„Hauptsache Sport“: HSG mit neuem Athletiktrainer

Hendrik Bochow verstärkt das Team um Mark Bult

06.08.2024

Einen hauptamtlichen Athletiktrainer gab es bei der HSG Nordhorn-Lingen bislang nicht. Doch im Zuge der Neuaufstellung und weiteren Professionalisierung der Mannschaft ist dieser wichtige Posten nun besetzt worden – und zwar mit einem Mann, der nicht nur sein Handwerk bestens beherrscht, sondern auch aus dem Handball kommt und nebenbei aufgeschlossen und sympathisch ist: Hendrik Bochow (27). Lest im Folgenden gern das Interview, das wir mit ihm geführt haben.

Hallo Hendrik, lass uns bitte zunächst ein paar Daten über dich wissen: Wann und wo bist du geboren, aufgewachsen und so weiter?

„Geboren bin ich im September 1997 in Berlin, doch aufgewachsen bin ich im Landkreis Gifhorn nahe Hannover. Nach dem Abi machte ich dann ein FSJ auf einem Sportgymnasium, wo dann meine Idee entstand, selbst Lehrer zu werden."

Dazu kam es dann ja nicht – doch der Reihe nach: Du hast als Schüler selbst ganz erfolgreich Handball gespielt, richtig?

„Ja, von den C-Junioren bis in die Senioren war ich bei Hannover-Burgdorf aktiv, spielte A-Jugend-Bundesliga und dann auch noch mit den 2. Herren in der 3. Liga."

Das hast du so lange getan, bis es für dich ins Studium ging …

 „Ja, ich studierte an der Sporthochschule in Köln, und zwar zunächst Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt. Doch spätestens mit Beginn des Masterstudiums stellte ich fest, dass das Schulsystem nicht das war, was ich anstreben wollte. Und so wechselte ich die Richtung."

Nämlich …?

„Parallel hatte ich mich schon länger mit Sport- und Trainingswissenschaft beschäftigt, Fortbildungen absolviert und war im Austausch mit einigen Trainern. In Köln gibt es ja eine große Sport- und Trainings-‚Bubble' für alle möglichen Disziplinen. Gerade auch das Themenfeld des Athletiktrainers wird immer wichtiger, breiter gefächert und zunehmend professionalisiert. Und als bei mir dann mit Anfang 20 ein Knorpelschaden im Knie festgestellt wurde, war das der entscheidende Auslöser für mich, selbst den Weg in diesem Arbeitsbereich zu beschreiten."

Inwiefern hat deine eigene Verletzung dazu beigetragen, dass du selbst Athletiktrainer geworden bist?

„Ich habe im Kontext meiner Reha sehr viel trainieren müssen und dabei den Stellenwert meines eigenen Körpers immer besser kennengelernt. Das fand ich faszinierend und hat mich darin bestärkt, mich beruflich umzuorientieren. Wenn man so will, hat meine eigene Leidensgeschichte den Anstoß dazu gegeben, dass ich anderen Sportlern helfen wollte. Und so stand die Entscheidung – gegen das Lehramt und für den Weg des Athletiktrainers."

Du hast neben dem Studium immer schon Aufgaben im Bereich des Athletiktrainings übernommen. Welche gehörten dazu?

„Meine ersten Stationen hatte ich in Köln, als ich einzelne Athleten trainierte. Ich habe z. B. zur Corona-Zeit einer Reihe von Handballern oder Footballern geholfen, sich fitzuhalten. Zwei Jahre war ich außerdem an der PMTR Tennisakademie in Mülheim/Ruhr tätig, einer Art Nachwuchsleistungszentrum für eine Sportart, mit der ich vorher noch gar keinen Kontakt gehabt hatte."

Und dann ging es für dich als Handballer ja wieder zurück zu „deinem" Sport …

„Ja, auf einer Fortbildung knüpfte ich 2023 den Kontakt zum HSC 2000 Coburg, der für die Hinrunde der letzten Saison einen hauptamtlichen Athletiktrainer suchte. Ich nahm die Vertretungsstelle an und arbeitete dort dann zum ersten Mal mit Vollzeit-Profis, was eine enorme Bereicherung für mich war. Zusätzlich hatte ich in meinem Bereich auch Verantwortung für alle Jugendteams ab den C-Junioren. Und in Coburg lernte ich dann auch Max Jaeger und Kristian van der Merwe kennen."

Bevor wir über die beiden dann zur HSG kommen: Wo warst du im ersten Halbjahr 2024 tätig und – nicht zuletzt – wie weit bist du inzwischen mit deinem Studium, das du ja „nebenbei" auch immer weiter verfolgt hast?

„Mit Beginn dieses Jahres kehrte ich zur Tennisakademie zurück und war zusätzlich im Trainerteam der Drittliga-Handballerinnen des 1. FC Köln. Und mit meinem Studium stehe ich inzwischen kurz vor dem Abschluss. Meine Masterarbeit liegt in den letzten Zügen und soll Ende August abgegeben werden – es geht darin übrigens um Richtungswechsel im Handball."

Zu erwähnen ist ja auch noch, dass du aktuell zum DOSB-Athletiktrainer ausgebildet wirst, dem höchsten zu erreichenden zertifizierten Grad. Doch zurück zu unseren beiden Coburger Neuzugängen, die ja schon erwähnt worden sind. Entstand über sie die Verbindung zu unserer HSG?

„Ja, über die beiden kam ich in Kontakt mit Mark Bult, der die HSG, die für den Bereich Athletik noch keinen hauptamtlichen Trainer hatte, auch hier professioneller aufstellen wollte. Die Gespräche verliefen sehr positiv und die Zusammenarbeit kam zustande, worüber ich mich sehr freue."

Damit sind wir „endlich" beim Thema: Was gehört überhaupt zu deinen Aufgaben als Athletiktrainer?

„Es geht um Leistungsentwicklung, also darum, die Spieler körperlich so robust wie möglich zu machen. Gleichzeitig sind auch verletzungs-präventive Inhalte essenziell. Ein wichtiges Stichwort ist Belastungsmanagement, die Übergänge sind hier fließend. Über allem steht das Ziel, die Spieler bestmöglich auf den Wettkampf vorzubereiten. Ich bin in der Halle und im Kraftraum vor Ort, doch verbringe auch viel Zeit am Schreibtisch, wo ich Trainingseinheiten vor- und nachbereite."

Du bist also beim Training dabei – gilt das auch für die Spiele?

„Tatsächlich bin ich beim Training immer wieder dabei, leite z. B. die Kraft- und Laufeinheiten. Es ist zudem geplant, dass ich zu den Heimspielen bei der Mannschaft bin. Dazu kommt, angeschlagene oder verletzte Spieler wieder heranzuführen – in Absprache mit Maja Loebnitz, für deren Hilfe ich sehr, sehr dankbar bin. Nach seiner Reha wird das auch für den an der Schulter verletzten Sander Visser gelten. Es ist für alle Seiten ein echter Benefit, dass Maja und ich nun beide in Vollzeit für die HSG arbeiten. Zusammen mit Frank Schumann kümmere ich mich zudem um die HSG-Jugend, für die das Athletiktraining auch entscheidend verbessert werden soll."

Und wie bist du privat „aufgestellt"?

„Meine Freundin arbeitet weiter als Dozentin an der Sporthochschule, wo sie gerade promoviert. Sie hat früher als Torhüterin auch Handball gespielt, heute ist sie in der Schwimmvermittlung tätig. Für sie gilt wie für mich: Hauptsache Sport. (lacht)."

Das heißt bestimmt, dass du dich auch für die Olympischen Spiele interessierst, die gerade stattfinden, oder? Und was für ein „Fan" bist du darüber hinaus?

„Definitiv werde ich Olympia verfolgen, natürlich insbesondere Handball, aber auch gern Leichtathletik oder das amerikanische Dream Team im Basketball. Und von Olympia abgesehen: Weil ich so lange in Köln gelebt habe, ist auch der FC tief in meinem Herzen verwurzelt. Daneben bin ich großer Fan vom American Football, spiele mit Freunden zusammen in einer Fantasy Football Liga oder schalte bei Tennis oder Darts den Fernseher ein."

Lieber Hendrik, vielen Dank für das gute Gespräch. Nochmals herzlich willkommen bei der HSG und schon bis bald in der Halle!