HSG-Wochen der Wahrheit beginnen am Sonntag in Dessau

Sieben hochkarätige Gegner voraus

01.04.2023

Mitte Mai und sieben Spiele weiter werden wir deutlich „schlauer" sein und wissen, wie gut unser Team der HSG Nordhorn-Lingen schon wirklich ist. Denn die Roten treffen im Folgenden auf alle Mannschaften, die wie sie selbst zu den „Top 8" der Zweiten Liga gehören. Den Anfang macht das Gastspiel beim Dessau-Roßlauer HV, Anwurf in Sachsen-Anhalt ist am Sonntag um 17 Uhr. Und damit rein in unseren Gegner-Check-Vorbericht:

Dessau-Roßlau ist eine Stadt mit 80.000 Einwohnern. Halle, Leipzig und Magdeburg sind jeweils nur ca. eine Stunde entfernt, von Nordhorn aus sind es hingegen über 400 km. Nach der Zusammenlegung der Städte Dessau und Roßlau fusionierten die beiden lokalen Handballvereine 2006 zum Dessau-Roßlauer HV – damals schon in der 2. Liga. Nebenbei: Den Beinamen „die Biber" gibt es schon zwei Jahre länger. 2011 stieg das Team erstmals in die 3. Liga ab, 2016 kamen sie zurück (in diesem Jahr kam der damals 18-jährige Johannes Wasielewski aus Magdeburg nach Dessau, blieb für drei Jahre und warf z. B. im November 2017 sechs Tore zum Sieg gegen die HSG).

Als unsere HSG 2019 ins Handball-Oberhaus aufstieg, ging es für die Biber abermals in die Drittklassigkeit, doch am Ende der folgenden Saison stand die erneute Rückkehr in die 2. Liga. Im Sommer 2021 hatten die Blau-Weißen auf Platz 15 den Klassenerhalt geschafft, ein Jahr später wurde die Spielzeit auf Rang 12 beendet. Zu diesem für damalige Dessauer Verhältnisse ordentlichen Abschneiden trug auch der äußerst knappe 31:30-Sieg der Biber über unsere HSG Ende Mai 2022 bei. In der Anhalt-Arena kassierte unser Team seinerzeit die fünfte Auswärtspleite in Folge und verabschiedete sich von den Aufstiegsträumen.

In der laufenden Saison läuft es für den DRHV noch deutlich besser. Mit 34:16 Punkten stehen die Blau-Weißen in der bereinigten Tabelle auf Platz 4 – einen Rang vor der HSG (33:17). Aufstiegsrang 2 ist für die Mannschaft des dienstältesten Zweitligatrainers Uwe Jungandreas (seit 2014) weiterhin in Sichtweite. Dass Dessau nunmehr eine Spitzenmannschaft ist, erlebte unser Team Anfang November. Die 26:33-Pleite im Euregium stellt bis dahin die höchste Niederlage in der Spielzeit 2022/23 dar. Vom „groß auftrumpfenden" DRHV war in unserem Spielbericht die Rede, Kapitän Vincent Sohmann sagte nach der Partie: „Bei uns klappt zurzeit alles." Coach Jungandreas zeigte sich insbesondere „begeistert" vom Tempospiel seiner Mannschaft – ihrer großen Stärke.

Seit dem Jahreswechsel haben die Biber in neun Partien dreimal verloren (Hagen, Hüttenberg, Zaporizhzhia) und einmal unentschieden gespielt (Großwallstadt), zu Hause sind sie seit dem Remis Mitte Dezember gegen Coburg verlustpunktfrei. Das letzte Heimspiel gewann Dessau gegen TuSEM Essen deutlich (38:30), wenngleich der Sieg „vielleicht ein paar Tore zu hoch" (U. Jungandreas) ausfiel. Timo Löser (Rückraum, 148) und Rechtsaußen Yannick-Marcos Pust hatten je achtmal getroffen.

Erfolgreichster Werfer insgesamt ist der erfahrene tschechische Rechtsaußen Jakub Hrstka (149/38 = Rang 6 in der Liga-Torschützenliste), der in den letzten knapp drei Jahren schon weit über 500 Treffer für die Biber erzielt hat. Kopf der Mannschaft ist der schon erwähnte Spielmacher Vincent Sohmann (127/46), der seit 2016 schon bald 900 Tore für Blau-Weiß geworfen haben wird. Ohnehin imposant: 823 selbst erzielte Tore bedeuten den zweitbesten Wert der Liga – damit ist klar, was die große Stärke der angriffslustigen Biber ist. Auf der anderen Seite: Die Zahl der Gegentore ist eindeutig die höchste unter den „Top-5-Teams".

Im Tor ist Philipp Ambrosius unangefochten, er hat die längste Spielzeit und (absolut) die meisten Bälle alle Zweitliga-Keeper gehalten. Auffällig in der Defensive: Nach unserem Nebosja Simovic hat Kreisläufer Tillman Leu ligaweit die meisten Zeitstrafen erhalten. Auch auf dieses Duell dürfen wir also gespannt sein.

Im für Auf- und Abstieg bedeutungslosen Spiel bei Motor Zaporizhzhia unterlagen die Biber am letzten Samstag mit 30:32. Dass Timo Löser kurz vor Schluss umknickte, wog dabei womöglich schwerer als die Niederlage. Tags darauf wurde hinsichtlich einer Verletzung auf der DRHV-Homepage zum Glück schon wieder „leichte Entwarnung" gegeben. Interessant die Analyse von Trainer Jungandreas: „Wir erzielen nur zwei Tore aus dem Tempospiel, am Mittwoch [gegen Essen] waren es noch zwanzig." Mit Carl-Philipp Haake und Yannick Danneberg waren zwei im Vergleich zu einigen Mannschaftskameraden weniger prominente Akteure am erfolgreichsten (je 6 Tore).

Also dann, wir freuen uns auf das Spiel in der Anhalt-Arena zu Dessau. Dort wird bislang „nur" ein Zuschauerschnitt von gut 1.200 erreicht (Platz 12), was sich noch ändern dürfte, wenn die Biber weiter so erfolgreich sind. Dagegen hat unsere HSG Nordhorn-Lingen natürlich einiges einzuwenden – und wir drücken dafür fest die Daumen!