Wasie geht voran: Nordhorn-Lingen gewinnt knapp in Potsdam

26:24-Erfolg der HSG gerät am Ende noch in Gefahr

06.05.2023

„Was für ein Spiel wieder, unfassbar" – so die Meinung unseres HSG-Kommentators Jörg kurz nach dem Match beim Tabellennachbarn 1. VfL Potsdam. Er hatte eine Partie gesehen, in der unser Team sehr lange geführt hatte – nach gut 40 Minuten sogar mit vier Toren Vorsprung – dann jedoch kurz vor Schluss noch einmal in Rückstand geriet. In den letzten sechs Minuten brachte ein starker Endspurt den verdienten, gleichwohl durchaus mühsamen Sieg bei ersatzgeschwächten, doch lange wehrhaften Adlern unter Dach und Fach. Und damit rein in den Spielbericht:

Was für ein Start – als noch gar kein Tor gefallen war, geriet die HSG direkt in doppelte Unterzahl. Potsdam, das unter anderem ohne den verletzten Neu-Nationalspieler und Top-Scorer Max Beneke angetreten war, ging mit 1:0 in Führung. Doch dabei blieb es zunächst. Firnhaber erzielte erst in der 8. Minute den Ausgleich. Die Abwehrreihen und vor allem beide Keeper leisteten von Anfang an gute Arbeit. Wir nehmen es vorweg: Bart Ravensbergen kam bis zum Schluss auf starke 12 Paraden (35 %).

Die HSG-Defensive stand also wieder sicher, doch zur Wahrheit gehört auch, dass die HSG, bei der Alex Terwolbeck krankheitsbedingt fehlte, Schwächen im Angriff zeigte und überdies bis zur 10. Minute schon zwei 7-Meter vergab. Erst den dritten (und letzten) Versuch sollte Joscha Ritterbach im Tor unterbringen.

Die Tore fielen nun abwechselnd, und dann gingen die Männer von Bob Hanning wieder in Führung: 6:5 (21.). Es sollte bis zu der schon erwähnten Schlussphase das letzte Mal sein. Die HSG drehte das Ergebnis wieder um, doch musste vor der Halbzeit einen Rückschlag wegstecken: Nebosja Simovic erhielt nach einer Abwehraktion die rote Karte – hart, jedoch vertretbar – kein Zweitligaspieler ist bis dato öfter des Feldes verwiesen worden (6-mal).

Immerhin ging unser Team mit einer knappen Pausenführung in die Kabinen, die der heute treffsichere Luca de Boer (4 von 4) in letzter Sekunde sicherstellte – und zwar im Sitzen (10:11). Dennoch: Die HSG-Fans dürften das Gefühl gehabt haben, dass der Vorsprung zu diesem Zeitpunkt höher hätte ausfallen können, denn die in Schwarz spielenden Roten hatten sich das Leben allzu oft selbst schwergemacht.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Lattentreffer von Johannes Wasielewski – seine Zeit war noch nicht gekommen ... Beim Stand von 10:12 wurde dann auch der Aufsteiger dezimiert – Rechtsaußen Akakpo erhielt seine dritte Zeitstrafe. Übrigens: In Unterzahl agierten die Gastgeber stets mit nur fünf Feldspielern. Bob Hanning verzichtet grundsätzlich darauf, seinen Torwart vom Feld zu nehmen.

Die Führung gab die Mannschaft von Daniel Kubes nun erst einmal nicht mehr her – im Gegenteil, sie wurde ausgebaut. Als es 14:17 hieß – drei HSG-Tore nacheinander von Wasie – warf Linksaußen Grüner unserem dafür ins Tor gerückten Björn Buhrmester einen 7-Meter an den Kopf. Folge: Die zweite rote Karte für die in Rot spielenden Adler. Julian Possehl, der zeitweise wieder auf Rechtsaußen aufgeboten wurde, erhöhte sogar auf 14:18 (41.). Es sah gut aus. Und das galt auch noch beim 17:20 (49.). Unser Mann mit der Nr. 77 stand inzwischen schon bei sechs Treffern. Am Ende waren es acht Tore für Johannes Wasielewski, so viele hatte der Linkshänder noch nie für die HSG erzielt.

Doch dann: Unser Team ließ es zu, dass Potsdam binnen 20 Sekunden den Anschlusstreffer erzielen konnte: 19:20 – das Spiel trat in seine entscheidende Phase ein. Wenig später hieß es 20:22, doch die Gastgeber glichen aus und setzten sogar noch eins drauf. Als die HSG in Unterzahl angriff, erwischte es zunächst auch einen VfL-Verteidiger: Zeitstrafe. Doch unser Team verlor den Ball, der Sekunden später im eigenen leeren Tor landete. Potsdam führte nun also mit 23:22, noch gut sechs Minuten waren zu spielen. Auszeit durch Daniel Kubes.

Der die Kommentatorin am Livestream unterstützende Adler-Kapitän Karl Roosna, der schon längere Zeit verletzt fehlt, und die knapp 700 Zuschauer waren nun voll da. Apropos: Auch die Rote Wand und die Äppler Crew waren in der Potsdamer Halle vertreten. DANKE, dass ihr die weite Fahrt auf euch genommen und das Team wieder lautstark unterstützt habt!

Was hatte unser Coach seinen Jungs im Time-Out gesagt? Wir wissen es nicht, doch er fand offensichtlich die richtigen Worte, denn nun waren sie es, die gleich viermal hintereinander trafen und die Weichen doch noch auf Sieg stellten. Somit war der letzte Adler-Treffer zum 24:26-Endstand nur noch Ergebniskosmetik. Die Punkte waren im Sack, es durfte gejubelt werden. Hinter Wasielewski folgten Pöhle (5) sowie de Boer und Possehl (je 4) im Tore-Ranking unserer Mannschaft, die gute Leistung der Abwehr vor dem starken Ravensbergen ist bereits gewürdigt worden. Herzlichen Glückwunsch!

In der PK zeigte sich Daniel Kubes sehr zufrieden. Die Partie sei das „erwartet schwere Auswärtsspiel" nach „schwieriger Vorbereitung" gewesen, denn sein Trainerteam und er hätten nicht gewusst, „wer gegen uns aufläuft". Er lobte abschließend die hohe Qualität des Potsdamer Spielermaterials.

Bob Hanning sprach von einem „unfassbar intensiven" Handballspiel, in dem sein Team auch ohne die kürzlich verletzten Max Beneke und Moritz Sauter „leidenschaftlich gekämpft" habe. Niemand habe einen Grund, unzufrieden aus der Halle zu gehen. In der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft gerade Johannes Wasielewski „nicht in den Griff gekriegt", und Hanning nannte die HSG am Ende eine „richtig gute Handballmannschaft", der er zum Sieg gratulierte.

Blick in die Zukunft: Weiter geht's für Nordhorn-Lingen am kommenden Sonntag (14.5.), wenn der HSC 2000 Coburg um 17 Uhr im Euregium gastiert. Die Oberfranken sind am Sonntag noch gegen TuSEM Essen gefordert. Wir freuen uns auf das nächste Heimspiel und melden uns wieder!