Zweitägiges Handballfest im Euregium

SG Flensburg-Handewitt gewinnt den ersten HSG Premium Cup

26.08.2024

Als das Turnier vorbei war, sah sich Johannes Golla umringt von gefühlt hundert Kindern und Teenagern. Bereitwillig schrieb der Nationalmannschafts-Kapitän Autogramme, stand für Selfies bereit und hinterließ glückliche Gesichter – ein bezeichnendes Bild für das vergangene Wochenende! Denn strahlende Gesichter gab es am Samstag und Sonntag in Nordhorn ganz, ganz viele zu sehen. Zweimal knapp über 3.000 Zuschauer erlebten im Euregium ein spektakuläres Handball-Highlight, welches die Erwartungen vollends erfüllte und teilweise sogar übertraf. Der Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt gewann beide seiner Spiele und wurde damit Sieger des HSG Premium Cups. Den zweiten Platz belegte Montpellier, auf dem dritten stand Champions League Sieger Barcelona und Nordhorn machte – wie erwartet bei dem hochklassigen Teilnehmerfeld – den vierten Platz.

Alle vier Teams traten in ihren jeweils zwei Partien sehr motiviert und engagiert auf, boten vielfach hochklassigen Sport und zeigten sich nach Spielschluss offen, sympathisch und nah an den Fans. Was die Anhänger der HSG Nordhorn-Lingen von ihren eigenen Spielern schon kennen – nämlich, dass sie nach der Schlusssirene schlichtweg „da" sind – konnten sie nun auch mit Welt- und Europameistern sowie Olympiasiegern erleben.

Und so darf das Resümee nicht nur auf den Rängen sehr positiv ausfallen. Die HSG hat sich als guter Gastgeber präsentiert und – nicht zuletzt mithilfe ihrer vielen, teilweise seit Jahrzehnten tätigen, ehrenamtlichen Helfer – hervorragende Rahmenbedingungen geschaffen. René Cloo CEO von der niederländischen Spielerberatungs-Agentur GRANDSLAM, der das Turnier mitorganisiert hat, zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden. Klaas Johannink – Vorstand der Grafschafter Wirtschaftsvereinigung – welcher zusammen mit Großsponsor und Namensgeber Bastian Gollmar von der Gollmar & Horenburg GmbH die Siegerehrung durchführte, regte direkt eine baldige Neuauflage der Veranstaltung an, so erfolgreich war das Wochenende!

 

Damit kommen wir zum Sportlichen, gehen der Reihe nach vor und dürfen direkt vorwegnehmen: Das neuformierte Team der HSG Nordhorn-Lingen hat sich, trotz des bei der starken Konkurrenz erwartbaren vierten Platzes, zweimal sehr teuer verkauft und bei den Fans in der Halle viel Anerkennung und verdienten Applaus bekommen. Das erste Halbfinalspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt, am frühen Samstagnachmittag, ging 28:36 aus.

Bis knapp zur zwanzigsten Minute war die HSG dran – 6:6 – bevor der European League Sieger vier Treffer in Folge erzielte. Auch zur Halbzeit hatte diese Tordifferenz Bestand: 10:14. Über 17:23 und 22:28 ging es dann bis zum Endresultat. Jeweils fünfmal waren Maximilian Lux, sowie der isländische Neuzugang Elmar Erlingsson erfolgreich. Allein Lucas Firnhaber traf noch öfter – nämlich sechsmal, davon zweimal nach erfolgreichem Kempa-Trick. Mika Sajenev und Luka Sokolic verteidigten Seite an Seite im Innenblock und hielten die Abwehr standhaft. Kapitän Björn Zintel führte über weite Strecken gekonnt Regie und Kristian van der Merwe zeigte im Tor ein ums andere Mal sein Können.

Die Zuschauer spendeten Beifall und meinten damit zweifellos auch den Gegner aus dem hohen Norden, bei dem nicht selten fünf frischgebackene dänische Olympiasieger gleichzeitig auf der Platte standen. Einer der auffälligsten war sicherlich Linksaußen Emil Jakobsen, der kaum in den Griff zu bekommen war. Ohnehin: Die Geschwindigkeit im Spiel der Flensburger war immer wieder sehenswert, egal, ob nach der schnellen Mitte oder im Tempogegenstoß. Dass auch die HSG hier einige gute Akzente setzen konnte, wurde von ihren Fans erfreut zur Kenntnis genommen.

Dann ging's weiter mit dem Duell des FC Barcelona gegen Montpellier HB, vor welchem Ex-Nordhorner Jaime Fernandez aus den Händen von HSG-Geschäftsführer Matthias Stroot noch ein Geschenk in Empfang nehmen durfte. Ein ganz besonderer Applaus war dem ehemaligen spanischen Publikumsliebling in seinem früheren Wohnzimmer sicher. Anschließend ließen sich die Akteure von den hohen Temperaturen, die mittlerweile im Euregium auf dem Thermometer waren, nicht beeindrucken, und es entwickelte sich das spannendste Spiel des Turniers, in dem die spanishe Mannschaft rund um Kapitän Dika Mem zum Pausenpfiff mit 14:18 führte.

Emil Nielsen, der Däne im Tor von Barcelona, hatte vor der Pause mit seinen Paraden immer wieder für ein Raunen im Publikum gesorgt, doch sein Pendant im Tor der Franzosen, Europameister Charles Bolzinger, stand ihm in kaum etwas nach und lief in der zweiten Hälfte richtig heiß und seine Mannschaftskameraden taten es ihm gleich. Montpellier HB drehte die Partie schnell, ging mit 20:19 in Führung und gewann am Ende tatsächlich mit 31:29 gegen die favorisierten Spanier. Das letzte Tor des Spiels erzielte der 18-jährige Djordje Cikusa aus Montpellier gegen das Team seines Zwillingsbruders Petar.

 

Weiter geht's mit dem Sonntag, an dem als Erstes das Spiel um Platz drei auf dem Programm stand. Die HSG Nordhorn-Lingen traf auf den FC Barcelona, der ganz offensichtlich etwas gutmachen wollte. Die Anfangsphase verlief allerdings ausgeglichen und die HSG ging sogar einmal, beim 4:3 durch Georg Pöhle, in Führung. 5:5 hieß es nach elf Minuten, bevor den Katalanen vier Treffer in Folge gelangen. Gerade zu Beginn war das Team von Mark Bult immer wieder erfolgreich um Tempo bemüht. Sie bespielten auch häufig gut die Weltklasse-Abwehr, scheiterten jedoch auch das ein oder andere Mal an Keeper Perez de Vargas, oder am Aluminium. Nach 25 Minuten war der Abstand erstmalig zweistellig (19:9). Nun waren es jedoch die Gastgeber, denen vier Treffer nacheinander gelangen und zur Pause lautete das Resultat nur noch 20:13. Herankommen sollte die HSG nicht mehr entscheidend, doch sie hielt das Ergebnis in Grenzen. Am Ende stand ein 39:27 auf der Anzeigetafel. Der slowenische Nationalspieler Domen Makuc sowie Petar Cikusa – MVP der U20-EM im Sommer – zeigten sich bei Barcelona besonders auffällig. Bei der HSG waren Lux und Erlingsson je vierfach erfolgreich. HSG-Keeper Budalic konnte sich durch einige Paraden auszeichnen, sogar einen Siebenmeter parierte der Kroate und auch Stricker und Lügering bekamen rund zehn Minuten Einsatzzeit gegen den amtierenden Champions League Sieger.

 

Im Finale standen sich dann die SG Flensburg-Handewitt und Montpellier gegenüber. Flensburg, von Beginn an heiß, machte schnell klar, dass sie den ersten HSG Premium Cup gewinnen wollen. Zur Halbzeit dieser torreichen Partie stand es bereits 21:17, und am Ende waren gar 77 Treffer gefallen: 43:34 für das Team um Johannes Golla, in dem – neben Benjamin Buric im Tor – Linksaußen Emil Jakobsen einmal mehr herausstach. Das letzte Tor des Turniers warf der französische Mannschaftskapitän und 200-malige Nationalspieler Valentin Porte und rundete damit ein fantastisches Handball Wochenende ab. Mehrere Tausend Fans hatten zwei Tage mit großartigem Sport und wunderbarer Stimmung erlebt.